Charlottenhöhle.
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Millionen Jahre alt
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Mit 532 Metern ist die Charlottenhöhle eine der längsten Schauhöhlen Süddeutschlands und die längste begehbare Tropfsteinhöhle der Schwäbischen Alb. 1893 von drei Hürbener Zimmerleuten entdeckt, erhielt sie ihren Namen nach der damaligen Königin Charlotte von Württemberg. In vielen tausend Jahren entstand in den Gängen und Hallen ein wahres Tropfsteinparadies. Zu den ersten Säugetieren, die die Höhle aufsuchten, gehörten wahrscheinlich Fledermäuse, sicher aber Höhlenbären. Die Bären hinterließen an mehreren Stellen in der Höhle glatt polierte Felsflächen, weil sie hier ihr Fell vom getrocknetem Schlamm und Ungeziefer reinigten. Eiszeitliche Jäger, wie in den benachbarten Lonetalhöhlen, wurden in der Charlottenhöhle nicht nachgewiesen.
Eine innovative LED-Beleuchtung taucht die Höhle in ein faszinierendes Licht.
Besonderheiten, wie die teilweise sehr bizarren Tropfsteinformationen der Höhle werden eindrucksvoll in Szene gesetzt. Die Höhle erscheint geheimnisvoll und ursprünglich – die Urzeit wird zum Greifen nah. Der Einbau der LED-Beleuchtung erfolgte auf Initiative des Höhlen- und Heimatvereins Giengen-Hürben und der Stadt Giengen. Die Umsetzung des Projektes wurde durch Fördermittel aus dem LEADER Programm der Europäischen Union ermöglicht.
Der „Zeitreisepfad“ begleitet den Besucher den kurzen Aufstieg zum Eingang zur Charlottenhöhle.
Über acht Stationen reist der Besucher von der Gegenwart in die Vergangenheit zurück und durchläuft so bedeutsame, historische Epochen, die sich auf örtliche Funde beziehen. Man wird auf dem Weg zum Höhleneingang informativ unterhalten und auf das Höhlenerlebnis eingestimmt, indem man in der Zeit „zurückreist“ und schließlich in der Urzeit, in der Zeit des Höhlenbären eintaucht.
Die Höhle kann nur mit Führung besichtigt werden. Dauer ca. 1 Std. Wir empfehlen den Besuchern der Höhle warme Kleidung und feste Schuhe zu tragen. Die Temperatur in der Höhle beträgt ganzjährig ca. 9°C. Der Besuch der Höhle ist sowohl für Kinder als auch für Erwachsene ein beeindruckendes Erlebnis.
Hunde dürfen leider nicht in die Höhle hinein!
Eintrittskarten bitte mindestens 30 Minuten vorher im HöhlenSchauLand (Museum) kaufen.
Werden die Eintrittskarten nicht abgeholt, so weisen wir darauf hin, dass diese wieder für den Verkauf frei gegeben werden.
Auf den ersten Blick ist die Schwäbische Alb eine faszinierende Karstlandschaft. Auf den zweiten Blick ein phänomenales Fenster in die Vergangenheit. Und auf den dritten Blick ist die Alb ein kostbarer Schatz, den wir bewahren müssen. Deshalb trägt die Landschaft der Schwäbischen Alb seit 2015 das UNESCO-Siegel, als eine von gegenwärtig fast 200 herausragenden Landschaften weltweit.
Der Weg des Wassers hat die Alb geprägt – vom tropischen Meer der Jurazeit bis heute. Die vielen Fossilien zeigen den Artenreichtum dieses Meeres auf. Das Wasser der Schwäbischen Alb ließ und lässt beständig türkisblaue Quelltöpfe, bizarre Wasserfälle, Höhlen und weitere Naturphänomene entstehen. Entlang von Geopoints kann man sich auf die spannende Reise in die Erdgeschichte begeben, die sich über 6.200 Quadratkilometer erstreckt. Sie deckt rund 200 Millionen Jahre der Erdgeschichte ab. Gestein und die Geschichte der Menschheit sind dabei untrennbar miteinander verbunden.
Die Schwäbische Alb besitzt einen unglaublichen Höhlenreichtum. Jede Höhle erzählt ihre eigene Geschichte und lehrt uns Demut vor den Wundern der Erde. Die Menschheit ist gerade dabei, die Geheimnisse dieser sagenhaften Unterwelt zu erforschen. 12 Schauhöhlen und ein Schaubergwerk laden ein, diese zu entdecken.
Das reichhaltige Erbe entdecken, mit allen Sinnen erleben und ein tiefes Verständnis für Zusammenhänge entwickeln – das ist der Dreiklang im UNESCO Global Geopark Schwäbische Alb.
(Stand 2024)
Drei beherzte Hürbener Männer waren es, die sich in den Kopf gesetzt hatten, dem Geheimnis des „Hundsloches“, einem tiefen Felsspalt an der Krauthalde nahe der Burgruine Kaltenburg, auf die Spur zu kommen. Alle drei waren sie gelernte Zimmerleute, betreiben eine kleine Landwirtschaft und betätigen sich im Winter als Waldarbeiter. Da sie auch der Feuerwehr angehörten, brachten sie die besten Voraussetzungen für dieses abenteuerliche Unternehmen mit.
Friedrich Strauß, Vater des nachmaligen „Höhlenwirtes“, war damals 31 Jahre alt. Sein gesunder Humor war allseits bekannt und geschätzt. Er bediente nach Erschließung der Höhle längere Zeit die dortige Beleuchtungsanlage. Als Zimmermeister war er später bei der Spielwarenfabrik Steiff in Giengen tätig.
Kaspar Schlumpberger, mit 26 Jahren der jüngste des damaligen Dreiergespanns. Auch er war einige Zeit als Maschinist am Beleuchtungsaggregat der Höhle tätig und wurde später beim Elektrizitätswerk der „MÜAG“ in Giengen angestellt. Mit seinen „Münchhausiaden“ konnte er viel Fröhlichkeit in geselliger Runde bringen. Im Mai 1894 wurde er von der Gemeinde neben Johann Schlumpberger und Johann Georg Eberhardt zum Höhlenführer bestellt.
Jakob Beutler endlich, im Entdeckungsjahr schon 36jährig, betätigte sich neben seinem Zimmereibetrieb auch als Feuerwehrkommandant in Hürben und wurde schließlich Schultheiß des Ortes. Zur Zeit des ersten Einstiegs gehörte er dem Gemeinderat an.
Er war der erste Höhlenführer und -kassierer und durfte bei der Einweihungsfeier am 17. September 1893 aus der Hand von Oberamtmann Filser, dem Vorsitzenden des Höhlenkomitees, die Schlüssel der Höhle entgegennehmen. Beutler wird als verständiger, fleißiger und gewissenhafter Mann geschildert, dem „Hürben viel Gutes und Nützliches zu verdanken“ hat. Beim 50jährigen Jubiläum, das wegen der Kriegsereignisse 1943 in aller Schlichtheit begangen wurde, ließ es sich der 86jährige Jakob Beutler nicht nehmen, mit der Festgesellschaft den ganzen Weg durch die Höhle mitzugehen und von seinen Erinnerungen an die ereignisvollen Tagen der Entdeckung zu erzählen. Sehr lebendig schilderte er, wie die Entdeckung beim Blick in die erste große Halle eine belebend weiße Gestalt sahen, den riesigen Tropfstein, der später den Namen „Berggeist“ erhielt.
Ein wichtiger Mann bei der Entdeckungsgeschichte der Charlottenhöhle war der damalige Oberförster Hermann Sihler aus Giengen. Angeregt durch die Berichte über die Forschungen des Schwäbischen Höhlenvereins und die Ausgrabungen in den Lonetal-Hürben, untersuchte er die Umgebung seines Dienstortes. Er hatte im Jahre 1892 nach planmäßiger Forschung die Irpfelhöhle bei Giengen wiederentdeckt und ausgegraben, wobei Funde von Menschen und Tiere aus der Eiszeit zutage traten. Er war dabei einer Erwähnung der Irpfelhöhle in einer Notiz von Ladislaus Suntheim von Ravensburg aus dem Jahre 1500 nachgegangen.
Die Untersuchung der Ausgrabungen wurde damals von Dr. Eberhard Fraas vom Naturalienkabinett in Stuttgart vorgenommen, der damals in Lonetal tätig war. Sihler beabsichtigte auch, das „Hundsloch“ im Hürbener Gemeindewald näher zu erforschen. Ein erster Versuch im Frühjahr 1893, in den drei Meter breiten Felsspalt einzudringen, mißlang jedoch, weil mit den herbeigeschafften hölzernen Leitern nicht bis auf den Grund zu kommen war. Bei dieser Aktion halfen Forstwart Gaiser und ein Tagelöhner aus Hürben.
Durch Oberförster Sihler waren die drei Hürbener „Höhlenschmecker“ angeregt, den Einstieg auf ihre Art zu wagen.
Die Verdienste des Forstmannes um die Erforschung der Hürbener Höhle anerkannten die Hürbener dadurch, dass sie der ersten großen Ausweitung der Höhle die Bezeichnung „Sihlerhalle“ beilegten. Im Jahre 1931 lebte Sihler noch als Pensionär in der Nähe von Biberach.
Durch Gemeinderatsbeschluss vom 6. August 1896 wurde Schuhmacher Frank als Höhlenführer und stellvertretender Maschinist für die Beleuchtungsanlage eingesetzt. Er versah dieses Amt mit großem Eifer 40 Jahre lang. Auch bei der Rundfunkübertragung 1931 übernahm er die Führung in der Höhle und stellte sich vor mit den Worten: „I han scho allerlei Leut´ in d´Höhle g´führt, ond no älle hat´s g´falla.“
Bei der 50-Jahrfeier, wo seiner der damalige Bürgermeister Pantleon gedachte, war er bereits verstorben.
In den Jahren 1892 und 1893 waren in unserem Raum verschiedene neue Höhlen entdeckt und erforscht worden, so die Irpfelhöhle bei Giengen durch Oberförster Sihler, unweit davon die Höllhöhle, bald darauf eine Höhle bei Heuchstetten mit zierlichen Tropfsteingebilden, und schließlich die Herwarthöhle bei Königsbronn. Es lag nahe, dass man auch in Hürben daran dachte, es anderen „Höhlenschmeckern“ gleichzutun. So nannte man scherzhaft jene Entdecker.
Drei unternehmungslustigen Zimmerleuten war es vorbehalten, dem geheimnisumwitterten „Hundsloch“ im Gemeindewald an der Krauthalde auf den Grund zu kommen, bei dem es nicht ganz geheuer sein sollte.
Am 7. Mai 1893, einem Sonntag, machten sich in aller Morgenfrühe die drei wagemutigen Zimmerleute aus Hürben auf, das Geheimnis um das Hundsloch zu lüften. Sie führten eine Strickleiter mit sich, die sie eigens für diesen Zweck angefertigt hatten. Gegenüber den Dorfbewohnern hatten sie zunächst größte Heimlichkeit bewahrt.
Friedrich Strauß war der erste, der sich an der Strickleiter in das trichterförmige dunkle Loch hinab tastete. Als Beleuchtung diente dürftiges Kerzenlicht. Wie Strauß nachher erzählte, reichte die Leiter nicht soweit, dass er fester Fuß fassen konnte. Deshalb ließ er sich fallen und landete auf einem Berg von Knochen.
Nun konnte er seine glückliche Landung nach oben melden, und Jakob Beutler wie auch Kaspar Schlumpberger folgten nach. Unten angekommen, mussten sie jedoch feststellen, dass ihnen der aufgetürmte Knochenberg den weiteren Zugang zur Höhle versperrte, die sie nur andeutungsweise erkennen konnten.
Zufrieden damit, dass ihnen der erste Abstieg gelungen war, setzten sie sich mit Oberförster Sihler in Verbindung und vereinbarten mit ihm einen gemeinsamen Einstieg zur weiteren Erforschung des Höhleninneren.
Zwei Tage später, am 9. Mai erfolgte nun der zweite Abstieg im Beisein des höhlenkundigen Oberförsters, wobei Forstwart Gaiser von oben zu sichern hatte. Weil die Forscher nicht wissen konnten, was sie unter Tage bei spärlichem Kerzenlicht erwartete, führten sie sich gegenseitig an einem Strick. Zunächst musste in mühsamer Arbeit der Knochenberg beiseite geschafft werden. Erst dann konnte in die Höhle vorgedrungen werden.
Das erste, was ihnen im vordersten Gewölbe – jetzt Sihlerhalle genannt – in die Augen fiel, war eine blendend weiße Gestalt, ein großer, etwa zwei Meter hoher Bodentropfstein. „Das ist der Berggeist!“ wußte Jakob Beutler, der die Seilschaft anführte, ob des gespensterhaften Anblicks sogleich festzustellen. Er erinnerte sich daran, dass man ihm in seiner Kindheit erzählt hatte, beim Hundsloch sei es nicht geheuer. Unten im Loch befinde sich ein Geist in der Gestalt eines weißen Mannes. Was die Entdecker weiter an unterirdischen Herrlichkeiten vorfanden, das hätte keiner von ihnen vorher je zu träumen gewagt.
Wahrhaftig wie in einem Feenpalast mögen sie sich vorgekommen sein, als sie sich von einem Höhlengewölbe ins andere vortasteten und die verschiedenartigsten Ansammlungen phantastischer Tropfsteingebilde vorfanden. Kein Wunder, dass sie volle zwei Stunden im Berginneren verweilten, sodass dem außen wartenden Forstwart Gaiser immer banger zumute wurde. Doch endlich waren die Stimmen der Männer aus der Tiefe zu vernehmen, und einer nach dem anderen kletterte unversehrt ans Tageslicht.
Etwa 160 Meter, bis zur Engstelle an der heute als „Schatzkammer“ bezeichneten Halle, waren sie vorgedrungen. Sie wußten, dass sie noch nicht das Ende der Höhle erreicht hatten, mussten jedoch den Rückweg antreten, nachdem ihre „Kerzen recht klein geworden“ waren, wie sich Friedrich Strauß später einem Reporter gegenüber ausdrückte.
Forstmeister Sihler hatte schon bei diesem ersten Begang nach Spuren von vorgeschichtlichen Tieren und insbesondere nach Zeichnungen von Menschen gesucht. Zunächst waren es jedoch Überreste von Pferden und Rindern, welche vom Knochenberg mitgebracht und im Gasthaus „Rösle“ zur allgemeinen Besichtigung ausgestellt wurden. Vermutlich in Seuchenzeiten sind früher verendete Tiere in jenes Loch geworfen worden.
Bereits am 10. und 13. Mai 1893 erschienen erste Kurzberichte im „Brenztal-Boten“ über den Einstieg in die Höhle.
Am 15. Mai 1893 veröffentlichte dieselbe Zeitung folgenden Bericht über eine weitere Begehung:
„Unter Mithilfe der Hürbener Feuerwehr wurde gestern früh die Höhle einer genauen Besichtigung unterzogen. Es ergab sich hierbei das überraschende Resultat, dass die Höhle eine Länge von ca. 500 Meter haben dürfte (also den Hohlenstein an Ausdehnung übertrifft) und dass sich dieselbe in westlicher Richtung unter dem Staatswald Wasserhau gegen Reuendorf hinzieht, mit der Kaltenburg demnach nicht in Verbindung steht. Die Höhle besteht zum Teil aus sehr geräumigen Hallen mit prächtigen Tropfsteingebilden und kann mit Ausnahmen einer kurzen Strecke in aufrechter Haltung begangen werden. Außer den in Nr. 55 erwähnten Pferdeknochen wurden gestern Überreste des Höhlenbären, der Höhlenhyäne und anderer Raubtiere gefunden. Die Höhle dürfte bei fortgesetzter energischer Arbeit eine schöne Ausbeute zu Tage fördern. Unaufgeklärt ist noch, auf welche Art und Weise seiner Zeit die Pferde, von denen Überreste gefunden wurden, sich in die Höhle verirrt haben.
Ein passierbarer Zugang zur Höhle ist leider noch nicht vorhanden, bis jetzt ist der Zutritt zu derselben nur mittels Strickleiter möglich, auf welcher erst eine Strecke von 16 Metern in die Tiefe zurückgelegt werden muss. Eine große Gesellschaft von Giengen war gestern früh zur Besichtigung der Höhle in Hürben eingetroffen.“
Am 16. Mai 1893 befaßte sich Hürbens Gemeinderat mit der Entdeckung. Das „Eindringen“ in die Höhle wurde bis auf weiteres „bei Strafe verboten“. Nachdem bereits „Entwendungen“ aus der Höhle vorgenommen waren, wurde auch denen, die mit Erlaubnis einsteigen durften, untersagt, irgend etwas zu entnehmen. Offenbar hatte Sihler einen Bärenschädel zutage gefördert, der später im Naturalienkabinett in Stuttgart zu sehen war.
In seiner Sitzung am 21. Mai beriet der Gemeinderat bereits über die Möglichkeit einer Beleuchtung der Höhle. Anwesend war hierbei auch Oberamtsvorstand Filser aus Heidenheim, von dem die Gemeinde tatkräftige Unterstützung erfahren durfte. Er wird als „kluge und liebenswürdige Persönlichkeit“ sowie als „genialer und weitsichtig denkender Mann“ geschildert, der sich neben dem damaligen Schultheiß Kost der sensationellen Entdeckung mit großem Eifer annahm und später den Vorsitz im Höhlenkomitee führte.
Auf Gemeindekosten wurde nun die Höhle in ihrer ganzen Länge von 532 Metern erforscht und begehbar gemacht. Ein bequemer Eingang musste gefunden werden. Von innen her wurden angeschwemmte Schuttmassen entfernt und der Ausfluß des einstigen Höhlenbaches freigelegt. Damit war ein Zugang zu ebener Erde geschaffen.
Am 17. Juni kam Professor Dr. Fraas aus Stuttgart mit einer Gruppe von Sachverständigen, welche wissenschaftliche Untersuchungen anstellten. Jener bekannte Wissenschaftler, der ein Jahr zuvor auch die Irpfelhöhle untersucht hatte, war gerade von einer Forschungsreise aus Afrika zurückgekehrt. In Decken gehüllt soll er die Grabarbeiten unter Tage geleitet haben.
Aus dem „Grenzboten“, dem „Amts- und Intelligenzblatt für den Oberamtsbezirk Heidenheim“ vom 2. Juli 1893 ist u.a. folgendes zu entnehmen:
„Mitte Juni wurde diese Höhle von Dr. E. Fraas und mehreren anderen Herren in eingehender Weise untersucht…, wobei sich ergab, dass diese Höhle…, an Ausdehnung und Schönheit der Tropfsteingebilde alle bis jetzt bekannten Höhlen Württembergs übertrifft und wohl in kurzer Zeit eine der besuchtesten Naturschönheiten der Gegend bilden dürfte…“ „Es hat doch auch seinen besonderen Reiz, die von Menschenhand noch unberührten und von keinem Rauch der Fackeln geschwärzten herrlichen Gebilde der Natur tief im Inneren der Erde zu schauen, und unvergeßlich wird gewiß jedem der ersten Besucher die Pracht und Freiheit der Tropfsteingebilde und der geheimnisvolle Schauer und die Überraschung beim Betreten jeder neuen Halle in der noch jungfräulichen Höhle sein…“ „Wir dringen auf dem meist ebenen und fast immer trockenen Weg vor und gelangen an das hintere Ende der Höhle, wo die kulissenartig von der Decke herabhängenden Stalagtiten in Verbindung mit den gleich Riesenspargeln aus dem Boden aufsteigenden Stalagmiten einen prächtigen Anblick gewähren.
Doch wie ließe sich all das Schöne und Interessante mit Worten schildern, dem wir mit jedem weiteren Schritt begegnen. Bald sind es förmliche Teppiche mit Spitzen, die von den Wänden herabhängen, bald sind es mächtige Säulen und Portale aus honiggelbem, durchscheinendem Kalkspat, bald zierliche, glashelle Röhren, die wir bewundern und die unsere Phantasie zu den kühnsten Vergleichen anregen. Ein scheinbar nicht enden wollendes Labyrinth von schmalen, aber hohen Spalten und Klüften, unterbrochen von weiten Halle, läßt uns immer weiter vordringen, und immer wieder nehmen uns neue Naturgebilde in Anspruch… . Freudig erstaunt ist man bei der langen Wanderung sowohl über die Trockenheit des Bodens, als über die gute Luft in der Höhle…“
„Eine neue Naturschönheit ersten Ranges ist auf unserer Alb erschlossen und gewiß wird kein Besucher den Gang durch diese prächtige Höhle bereuen.“
Professor Fraas berichtet am 17. Juni 1893 vor versammeltem Gemeinderat und Bürgerausschuss über die Ergebnisse seiner ersten Untersuchungen. Die Höhle zähle zu den schönsten Naturschönheiten unseres Landes, urteilte er und zog den Schluss, dass sich eine weitere Erschließung „im höchsten Grade lohnen dürfte“. Der damalige Schultheiß ließ es sich daraufhin nicht nehmen, die Chance für die Gemeinde zu nützen und alles Erforderliche in die Wege zu leiten. Höhlenführer wurden bestellt und Eintrittspreise festgelegt. Notwendige Anweisungen wurden erlassen und der Zugang zur Höhle hergerichtet. Auch wurde ein „Höhlenkomitee“ gebildet, das sich aus folgenden Personen zusammensetzte:
Oberamtmann Filser als Vorsitzender
Schultheiß Kost als dessen Stellvertreter
Prof. Dr. E. Fraas als wissenschaftlicher Berater
die Gemeinderäte Beutler, Büchele und Schanzel sowie Oberförster Sihler als Vertrauensmänner.
Man machte sich Gedanken über einen werbewirksamen Namen dieses großartigen Naturwunders, wie dies andernorts ebenfalls schon gesehen war.
Was lag näher, als die jugendliche Landesmutter, Königin Charlotte, Gemahlin des letzten württembergischen Königs Wilhelm II., in einem wohldurchdachten Schreiben um die Gnade zu bitten, der schönen Höhle „Allerhöchst ihren durchlauchtigsten Namen zu verleihen“. Das Fürstenpaar wurde untertänigst zur Besichtigung eingeladen. Später beschloss man noch, eine elektrische Beleuchtung in der Höhle zu instalieren.
Es war ein logischer Entschluss, eine Wirtschaft in der Nähe der Höhle zu errichten. Zu diesem Zweck wurde Hirschwirt Föll aus Herbrechtingen und Barbara Kost, Schultheißenehefrau aus Hürben, ein Grundstück an der Krauthalde verpachtet, nicht zur Freude der Hürbener Gastwirte, die dagegen schriftliche Beschwerde einlegten, jedoch ohne Erfolg. Innerhalb weniger Wochen entstand entlang der Straße unterhalb der Höhle nach Plänen von Oberamtsbaumeister Ziegler an 32 Meter langer Holzbau mit zwei geräumigen Sälen und entsprechenden Kellerräumen. Auch eine Hütte zur Einstellung von acht Pferden wurde errichtet. Frau Barbara Kost übernahm die Führung der Wirtschaft, welche schon am Sonntag, 13. August eröffnet werden konnte.
Am 1. September war im Giengener „Brenztal-Boten“ u.a. zu lesen:
„Die Charlottenhöhle bei Hürben wird sehr gut besucht; sonntags treffen dort aus nah und fern 500, 600, ja bis zu 1000 Gästen teils zu Fuß, teils zu Wagen ein. Gegenwärtig wird ein Daimler´scher Motor „behufs elektrischer Beleuchtung der Höhle“ aufgestellt.“
Nach all den mühsamen Vorbereitungen standen nun der näheren und weiteren Umgebung festliche Tage in Hürben bevor.
Am 17. September 1893 endlich konnte die feierliche Eröffnung der Hürbener Höhle vorgenommen werden.
Mit Pferdekutschen und Leiterwagen kamen Schaulustige angefahren. „Seit der Kriegerfahnenweihe vor wenigen Monaten (am 11. Juni 1893) hat der Ort nicht mehr so viele Leute beisammen gesehen“, hieß es im Bericht des Grenzboten, und der Verfasser dieses Artikels erinnert an den Ausruf eines verwunderten Bäuerleins, der diesem an der Kriegerfeier entfahren war: „Ach Gottele, gibt´s au so viel Menscha!“.
Obwohl der Himmel kein freundliches Gesicht zeigte, wurden die Feierlichkeiten ganz nach dem ausgearbeiteten Programm abgewickelt. Unter den Klängen der Stadtkapelle Heidenheim bewegte sich der Festzug durch den mit Fahnen gezierten Ort der Höhlenwirtschaft zu. Hier konnte man alle Abteilungen der Feuerwehr, die Schulkinder mit ihren Lehrern, Kutschen mit den Ehrengästen sowie den Vertretern des Bezirks und der Gemeinden sehen, gefolgt von den örtlichen Kollegien und der Bürgschaft. Besonders gefielen dabei die kleidsamen Trachten der Hürbener Mädchen. Schultheiß Kost hielt die Begrüßungsrede, in welcher er besonders Professor Fraas für die wissenschaftliche Erforschung der Höhle dankte. Die eigentliche Festrede war Oberamtmann Filser, dem Vorsitzenden des Höhlenkomitees vorbehalten. Er brachte zum Ausdruck, dass dieses großartige Wunder der unterirdischen Schönheit Leben und auch Verdienst in den stillen Ort bringe.
Abschließend brachte er ein „begeistert aufgenommenes Hoch“ auf seine Majestät aus. Die Schlüssel der Höhle übergab er an den ersten Höhlenführer Beutler.
Trotz des strömenden Regens ergriff auch Dr. Fraas selbst das Wort. Er überbrachte den Festbesuchern einen Gruß des Schwäbischen Albvereins und bekundete, dass die Naturschönheiten der Alb noch mehr erschlossen werden sollten. Mit einem Hoch auf das Schwabenland schloss er seine Rede.
Daraufhin wurde die Höhle zum allgemeinen Besuch freigegeben, und jedermann war bestrebt, ein schützendes Dach zu finden, sodass auch die geräumige Wirtschaft bald überfüllt war.
(von Max Hummel)
von Eduard Geisser
Die Beleuchtung der Charlottenhöhle hat eine interessante Geschichte. 10 Jahre vor der Entdeckung unserer Höhle gab es bereits eine erste Höhlenbeleuchtung, und zwar in der Kraushöhle in der Steiermark. Ab dem Jahre 1883 lieferte ein Kleinkraftwerk den Strom für diese erste elektrisch beleuchtete Höhle der Welt. Dieser Versuch musste jedoch nach einigen Jahren wegen technischer Schwierigkeiten und aus Kostengründen wieder abgebrochen werden. Heute erfolgen die Führungen wieder mit Karbidlampen. Ähnlich ging es 1891 in der Gußmannshöhle in Gutenberg bei Lenningen, die Lebensdauer dieser Beleuchtung war gerade drei Monate.
Am 20. August 1893 wurden dem Hürbener Gemeinderat von den Herren Ing. Paul Reisser Elektroanlagen Stuttgart und Herrn Direktor Schröder von der Daimler Motorengesellschaft Cannstatt die Vorzüge einer elektr, Beleuchtung für eine so großartige Naturschönheit vorgestellt. Die Kosten für die Anlage wurden mit 7000 – 7500 Mark veranschlagt, der Motor für die Stromerzeugung sollte 5800 Mark kosten. Noch in der gleichen Sitzung wurde der Auftrag erteilt. Zwei Bedingungen stellte jedoch der Gemeinderate: Die Anlage sollte innerhalb 14 Tagen fertiggestellt sein, und ein Jahr Garantie gegeben werden. Bei Kosten von insgesamt 15000 Mark und einem Jahresetat der Gemeinde Hürben von 13200 Mark musste ein Kredit von 13100 Mark aufgenommen werden. Die tatsächliche Fertigstellung war am 17. September 1893.
Die technischen Daten dieser ersten Beleuchtungsanlage:
Als die Königin Charlotte am 23. September 1893 zur Einweihung erschien, wurden zusätzliche 149 Edison-Kohlefaden-Glühlampen installiert; 69 davon farbig für die Buchstaben CH. Hier wurde geklotzt und nicht gekleckert, wie es so schön im Epplen’schen Bericht heißt.
15000 Besucher waren 1893/1894 in der Höhle. Nicht an allen Tagen war die Höhle zu besichtigen. War eine Gruppe angemeldet, musste neben dem Höhlenführer auch ein ausgebildeter Maschinist die Anlage bedienen. Der Reiz des Neuen verblasste und die Instandhaltung und der Betrieb waren sehr teuer.
Der Schuldenstand 1901 belief sich immer noch auf 6250 Mark. Eine Lösung dieser Schuldenangelegenheit brauchte aber nicht mehr gefunden zu werden, denn am 3. Juni 1902 brannte das Maschinenhaus restlos ab. Der Schaden war zwar versicherungsmäßig abgedeckt, dies setzte aber den Wiederaufbau voraus. Daran wollten die Räte der Gemeinde nicht mehr denken, und eine billigere Lösung wurde gesucht. Von nun an wurde die Höhle nur noch mit Kerzen begangen. Die Eintrittspreise wurden halbiert und eine Weiterführung des Höhlenbetriebes war auf dem absoluten Tiefpunkt gelangt.
Da erinnerte einer der Gemeindeväter, dass Friedrich Föll, Besitzer der Gaststätte zur Charlottenhöhle, schon 1903 einen Antrag auf pachtweise Überlassung der Höhle gestellt hatte. Am 3. August 1905 wurde diesem Antrag auf eine Pachtdauer von 30 Jahren, also bis zum 31. März 1935, zugestimmt. Böll hatte die Restschuld zu übernehmen, die Stromerzeugung neu zu bauen und die Beleuchtung bis zum Höhlenende zu verlängern. Dafür ging die Anlage in seinen Besitz über und er brauchte keinen Pachtzins zu bezahlen.
Im März 1906 reicht Föll ein Baugesuch für ein neues Maschinenhaus ein. Die Anlage sah wie folgt aus:
Im Jahre 1910 wurde Hürben an das Drehstromnetz angeschlossen. Dies reichte aber nicht bis zur Höhle, die Entfernung war zu groß. 1919 stellte Föll die Eigenproduzierung von Strom ein und ließ auf eigene Kosten eine Stromleitung von der Trafostation zur Höhle legen. Anschluss 220 V. Vor Ablauf der Pachtzeit wurde durch die MÜAG eine Schätzung der elektrischen Anlage durchgeführt, da diese bei Nichtverlängerung des Vertrages von der Gemeinde zurückgekauft werden musste. Der Schätzwert belief sich auf circa 6500 Mark. Aus der Einzelaufstellung erfahren wir, dass 188 Lampen für 220 V installiert waren. Die Freileitung bestand aus 1775 m Aluminiumseil mit einem Querschnitt von 50 mm².
Herr Föll beantragte bei der Gemeinde eine Pachtverlängerung. Hoppla! dachten die Räte Hürbens, es muss also doch etwas verdient sein, man verlängerte nicht und übernahm die Beleuchtung für 2600 Mark. Diese Beleuchtung, eine Mischinstallation von 1893 und 1906 blieb nun bis 1960 in Betrieb. Dieser Zeitraum ist in Anbetracht des feuchtnassen Höhlenklimas eine bemerkenswerte Sache, auch wenn, ich zitiere Robert Epplen, es hier und da an den Schalttafeln elektrisierte und Hunde auf elektrisierenden Bodenstellen in Panik gerieten.
1952 wurde in Hürben die Stromspannung auf 220/380 V umgestellt. Bei dieser Gelegenheit wurde bis zur Gaststätte eine 4adrige Freileitung gebaut. Die Höhle selbst hing jedoch immer noch an 2 Drähten. Ein nicht ganz ungefährliches System. Noch hingen die Lampen wie in einem Kellergang an den Eisenstangen, aber auf Initiative von Bürgermeisters Bosch (er muss viel für die Höhle übrig gehabt haben) begann man 1957 auf eine indirekte Beleuchtung umzurüsten. Weg mit den Eisenstangen, weg mit den Isolatoren und die Kabel verschwanden getarnt in Ritzen und Fugen. Man gab sich sehr viel Mühe um eine möglichst blendfreie Ausleuchtung zu bekommen.
Die Höhle bot ein völlig neues Bild.
An der Lampenanordnung ist bis heute fast nichts geändert worden. Bei dieser Aktion wurde gleichzeitig eine 4adrige Zuleitung zur Höhle gezogen und die Messeinrichtung von der Höhle wurde in die 1950 erbaute Turn und Festhalle verlegt. Um Strom sparen zu können wurde die sogenannte Grundbeleuchtung und eine zugeschaltete Hauptbeleuchtung eingerichtet. Sogar an die Sicherheitsbeleuchtung im Falle eines Stromausfalls wurde gedacht. Wie sah diese aus? An jedem Schaltkasten hing ein mit Kork verschlossenes Rohr, in dem sich eine oder zwei Kerzen befanden. Das Mitführen einer trockenen und gefüllten Zündholzschachtel war Pflicht für jeden Höhlenführer.
Der gesamte Beleuchtungsumbau wurde in bezahlter Gemeinschaftsarbeit vorwiegend in den Abend und Nachtstunden ausgeführt. Der Hürbener Elektromeister Willy Schlumpberger stand als Fachmann zur Verfügung und ein Bezirksmonteur der MÜAG überwachte die Arbeiten. Erwähnenswert ist zu sagen, dass Bürgermeister Bosch bei den Arbeitseisätzen selbst Hand anlegte. Im Frühjahr 1965 waren die Arbeiten abgeschlossen. 203 Lampen und 2 Strahler waren installiert. Aber… Was geschah nun? Die Lampen, die ja nun viel näher an die feuchte Felswand herangerückt waren, begünstigten durch Wärme und Licht das Wachstum von Algen, Moosen und Farnen.
Erst rückte man mit Vim und ATA diesem Phänomen zu Leibe. Der Aufwand war groß. Nun denn… wir haben eben eine Schauhöhle. Am 1. Januar 1972 wurde Hürben nach Giengen eingemeindet und etwa seit dieser Zeit ist für alle Schauhöhlen das Landesbergamt in Freiburg und der TÜV zuständig. Von da an wurde an den Höhlenbetreiber neue Forderungen gestellt, zum Beispiel der Austausch aller im Höhlenboden verlegten NYM Kabel gegen NYY Kabel und der Einbau einer Notbeleuchtung, unabhängig vom Stromkreis gespeist, sowie der Einbau von Fehlerinduktionsschaltern an den Verteilern. Wiederum eine recht teure Angelegenheit. Glücklicherweise wurden damals vom Land für touristische Einrichtungen Fördermittel von 50 % angeboten.
Nach Fertigstellung beliefen sich die Gesamtkosten auf 115000 DM.
So waren alle zufrieden, nur….. wir, die Betreiber der Charlottenhöhle nicht. Das Höhlenklima nagte an der Technik ununterbrochen.
Ständige Licht- und Stromausfälle und ein enormer Glühbirnenverschleiß waren die Folgen. Eine Generalerneuerung der gesamten Anlage mit neuer Lichttechnik und optimalem Stromverbrauch, das war unser Wunsch.
Im Jahr 2011 wurde er mit der neuen LED-Beleuchtung Wirklichkeit.
Lonetalstraße 61
89537 Giengen an der Brenz
Tel.: 07324 – 98 71 46
Eintrittskarten erhalten Sie ausschließlich im HöhlenSchauLand! Bitte mindestens 30 Minuten vorher kaufen.
Werden die Eintrittskarten nicht abgeholt, so weisen wir darauf hin, dass diese wieder für den Verkauf frei gegeben werden.
Die Temperatur in der Höhle beträgt ganzjährig ca. 9°C. Bitte ziehen Sie warme Kleidung an.
In der Höhle sind keine Hunde erlaubt!